Projekt Beschreibung
CHEMNITZ INSIDE: UPGRADE + CONNECT Multifunktionshalle und Kulturcampus im Herzen der Stadt
Erläuterungsbericht – Multifunktionshalle Chemnitz
1. Leitidee
Der Entwurf für die neue Multifunktionshalle in Chemnitz verfolgt das Ziel, einen starken stadträumlichen und gesellschaftlichen Impuls im Zentrum der Stadt zu setzen. Dabei dient die ehemalige Parteifalte als zentrales Entwurfsmotiv: Ein Gebäude mit politisch stark aufgeladener Vergangenheit wird architektonisch durchdrungen und symbolisch neu kontextualisiert. Der Anschluss an die Parteifalte erzeugt eine klare Orientierung, verbindet Geschichte mit Zukunft und überführt das Denkmal in eine bürgernahe Nutzung. Die Halle wird so zum Vermittler zwischen Identitätswandel und urbaner Erneuerung.
2. Städtebauliche Einbindung
Die Halle orientiert sich entlang der historischen Achse der Parteifalte und nimmt Bezug auf die geplante Wegeverbindung zwischen Stadthallenpark und Schlossberg. Durch die gezielte Positionierung entsteht eine neue städtebauliche Ordnung, die Sichtbeziehungen stärkt und Bewegungsflüsse fördert. Die Durchwegung entlang des IHK-Gebäudes wird in das Freiraumkonzept integriert und als Rad- und Fußwegachse ausformuliert. Ziel ist es, die angrenzenden Stadtbereiche – Innenstadt, Brühlviertel, Theaterplatz und Schlossberg – miteinander zu verknüpfen und das derzeit unzureichend genutzte Areal in einen aktiven, zugänglichen Stadtraum zu transformieren.
3. Funktion und Organisation
Das zentrale Foyer erschließt ausschließlich die Halle und dient als klarer Verteiler zu Tribünen, Nebenräumen und Logistik. Der Unterrang wird auf einer umlaufenden Ebene intuitiv erschlossen. Die an der Kunstpromenade angesiedelten Kultur- und Gemeinschaftsnutzungen sind separat zugänglich und unabhängig vom Hallenbetrieb nutzbar. Durch getrennte Zugänge für Publikum, Sportler, Technik und Kultur entstehen effiziente Abläufe und eine flexible Bespielbarkeit.
4. Freiraumkonzept
Der neue urbane Platz entlang der Brückenstraße fungiert als öffentlicher Aktivitätsraum mit hoher Aufenthaltsqualität. Er bietet Raum für einen Skatepark, ein Multifunktionssportfeld sowie Sitz- und Begegnungszonen. Urban, robust, vielfältig – bewusst nicht durchgrünt, sondern auf soziale Interaktion ausgerichtet. So wird ein belebter Freiraum mit hoher Alltagsnutzung geschaffen, der das Areal dauerhaft aktiviert. Außerdem eine Einbindung des Karl Marx Denkmals mit bezug zum Haupteingang der Halle.
5. Nachhaltigkeit
Der Entwurf setzt auf eine kompakte Struktur, eine robuste Gebäudeform sowie eine extensive Dachbegrünung mit großflächigen Photovoltaikanlagen. Das begrünte Dach trägt zur thermischen Pufferung und zur Rückhaltung von Regenwasser bei und verbessert das Mikroklima im städtischen Raum.
6. Erschließung & Mobilität
Die Parksituation wird über eine Tiefgarage unter dem Vorplatz geregelt. Ein Busparkplatz für Veranstaltungsgäste befindet sich in einem abgegrenzten Bereich der Brückenstraße nahe des VIP-
Eingangs. Fahrradstellplätze verteilen sich auf dem neu entstehenden urbanen Platz und werden in das Freiraumkonzept integriert. Alle Bewegungsarten – Auto, Bus, Fahrrad, Fuß – werden berücksichtigt und funktional sinnvoll organisiert.
7. Herausforderungen und Lösungsansätze
Die größte Herausforderung des Entwurfs liegt in der architektonischen und programmatischen Integration der denkmalgeschützten Parteifalte – einem geschichtsträchtigen Relikt aus der DDR-Zeit – in ein zukunftsorientiertes Raumprogramm. Das Gebäude ist nicht nur baulich, sondern auch symbolisch schwer aufgeladen. Der Entwurf begegnet dieser Herausforderung mit einem bewussten architektonischen Eingriff: Die Parteifalte wird durchdrungen, neu interpretiert und in ihrer Funktion transformiert. Der Anschluss der Halle an das bestehende Bauwerk bewahrt dessen äußere Gestalt, verändert aber dessen Bedeutung grundlegend – vom politischen Machtinstrument zur offenen Schnittstelle für Sport, Kultur und Öffentlichkeit. Der Umgang mit dem Denkmal erfolgt respektvoll, aber mutig – mit dem Ziel, Vergangenheit nicht zu tilgen, sondern produktiv weiterzuschreiben.
8. Fazit
Die Multifunktionshalle versteht sich als Impulsgeber für die innere Stadtentwicklung. Sie ist Sportstätte, Kulturort und Stadtbaustein zugleich. Der Entwurf schafft neue urbane Qualitäten, verknüpft Quartiere, aktiviert Freiräume und transformiert historische Bausubstanz zu einem Ort kollektiver Identität.


