Projekt Beschreibung

Das Projekt [H]alle – die Halle für Alle, sieht die Transformation eines bislang ungenutzten Areals zwischen dem Bürokomplex hinter dem Karl-Marx-Monument und den Kunstsammlungen in Chemnitz vor. Das Gebiet ist Teil eines städtebaulichen Korridors, der sich vom Stadtzentrum in Richtung Brühl-Viertel erstreckt und von der Straße der Nationen im Osten und der Mühlenstraße und der Karl-Liebknecht-Straße im Westen begrenzt wird. Zudem wird der Korridor durch weitere Straßen in einzelne Parzellen mit öffentlichen und kulturellen Nutzungen gegliedert. Eine Fußgängerachse durchquert diesen Bereich und soll die einzelnen Quartiere besser miteinander vernetzen. Das derzeit brachliegende Wettbewerbsgebiet unterbricht diese städtebauliche Geste. Ziel der neuen Mehrzweckhalle ist es, diesen Bruch zu schließen, die fußläufige Verbindung zu reaktivieren und ein neues Zentrum zu schaffen. Durch das Aufgreifen funktionaler und gestalterischer Elemente der angrenzenden Parzellen soll das bestehende Gefüge gleichzeitig ergänzt und aufgebrochen werden.
Die Platzierung der Halle folgt der städtebaulichen Logik des Umfelds. Charakteristisch sind offene Vorplätze westlich von der Straße der Nationen, die den öffentlichen und kulturellen Einrichtungen vorgelagert sind. Diese Struktur wird aufgenommen und im Projekt weitergeführt. Die genaue Platzierung der Halle orientiert sich an der Fußgängerachse. Die Schrägen des Gebäudes sind dabei bewusst entlang der Achse ausgerichtet, damit der Besucher automatisch weitergeleitet wird. Gleichzeitig entsteht eine neue Achse senkrecht zur bestehenden, denn das Gebäude öffnet sich dem Stadtraum in dieser. Dies geschieht, indem das Gebäude entlang der neuen Achse einmal duchlaufen werden kann. Mit dieser Geste sollen die östlich und westlich gelegenen Quartiere ebenfalls miteinander vernetzt werden.Die Halle versteht sich nicht nur als Veranstaltungsort, sondern auch als konsumfreier Ort, welcher soziale Interaktionen und die Gemeinschaft fördern und Isolation reduzieren soll, um in seiner Gesamtheit einen Raum für die Menschen der Stadt Chemnitz zu schaffen. Damit steht sie deutlich im Kontrast zum nahegelegenen Stadtzentrum, welches primär als Umschlagplatz von Waren gilt und von kommerziellen Angeboten geprägt ist. Die Halle ist multifunktional konzipiert.
Neben der Nutzung als Veranstaltungsort für Basketballspiele kann sie auch als offener, freier Raum fungieren. Ist keine Veranstaltung geplant, wird die Fläche mit Kunstrasen oder Teppich ausgelegt und steht der Öffentlichkeit flexibel zur Verfügung – als Aufenthaltsbereich, Treffpunkt, Warteraum, Bewegungsfläche oder Pausenhof. Eine konkrete Nutzung bleibt offen und richtet sich nach den Bedürfnissen der Menschen. Formalsprachlich orientiert sich die Halle an der nahegelegenen Stadthalle, interpretiert sie aber neu. Die Halle besteht aus drei unterschiedlich hohen, klar voneinander ablesbaren Gebäudeteilen, die sich um ein zentrales Volumen gruppieren. Die Staffelung zur Mitte hin unterstreicht die zentrale Idee eines gemeinschaftlichen Zentrums. Trotz formaler Parallelen hebt sich die [H]alle funktional und ästhetisch von der Stadthalle ab. Während sich diese durch massive Porphyrplatten und plastische Betonelemente definiert, verfolgt die neue Halle einen ökologisch nachhaltigen, lebendigen Ansatz. Dieser zeigt sich bereits auf den Dachflächen, die sowohl begrünt als auch mit

Photovoltaikmodulen ausgestattet sind und Regenwasser auffangen und aufbereiten, welches anschließend für die Toilettenspülungen und die Bewässerung von Pflanzen auf dem Dachgarten genutzt werden kann.
Jeder Gebäudeteil erhält eine eigenständige Fassade mit spezifischem Mehrwert. Der äußere und niedrigste Gebäude teil zeichnet sich durch eine Holzfassade aus, mit einem Wechsel aus Fenster- und Blindflächen. Zudem wird die Fassade durch horizontale Holzbänder gegliedert, wodurch Bezug auf die Fassadengestaltung der umliegenden Gebäude genommen wird. In das Äußere sind Gebäudebrüter integriert, um heimischen Tierarten einen Lebensraum zu bieten.

Der zweite Gebäudeteil auf mittlerer Höhe zeichnet sich durch eine filigrane Aluminiumgitterfassade aus, welche von einer hohen Lebensdauer und Recycel-Fähigkeit profitiert und mit Kletterpflanzen begrünt wird. Dies bietet eine natürliche Verschattung und trägt somit zur Kühlung des Gebäudes bei.

Der dritte zentrale und höchste Gebäudeteil beherbergt eine weitere innovative Fassade – eine Bioadaptive Glasfassade mit integrierten Algenreaktoren. Die Algen wachsen in einem regelmäßigen Zyklus durch Fotosynthese, werden geerntet und anschließend in einem externen Technikraum aufbereitet. Zum einen trägt auch diese Variante zur natürlichen Verschattung und Kühlung des Gebäudes bei, aber auch die daraus entstehende Biomasse, welche die Algen erzeugen, bringt einen enormen Vorteil. Sie wird zur Biogasproduktion genutzt und deckt in Wintermonaten einen Teil des Energiebedarfs. Überschüssige Biomasse, kann als Dünger oder sogar als Nahrungsgrundlage verwendet werden.

Die Gliederung des Innen- und Außenraums folgt einem Schichtungsprinzip. Eine durchgehende Erschließungsschicht verbindet die Geschosse vertikal und horizontal, während sich die funktionalen Einheiten gleichmäßig einfügen. Kleine Platzsituationen zwischen den Bereichen schaffen Durchblicke, Aufenthaltsqualitäten und fördern eine lebendige Raumdynamik. Die Erschließung erfolgt über eine bebaute Ecke, wodurch Besucher gezielt ins Gebäude geleitet werden. Der Blick fällt beim Eintritt sofort auf eine zentrale Treppe, die auf eine Zwischenebene der Tribüne führt. Von hier aus sind alle weiteren Geschosse und die Haupthalle zugänglich. Die Außenraumgestaltung nimmt Bezug auf den umliegenden Stadtraum. Organisch geformte Pflanzinseln und natürliche Materialien wie Stein sorgen für eine warme, einladende Atmosphäre. Die einzeln verteilten Nutzungen im Außenbereich, nehmen Bezug auf die Funktionen im Innenraum und ordnen sich ebenfalls um das Zentrum herum an.

Die [H]alle versteht sich als Möglichkeitsraum, der nicht nur physische Räume bereitstellt, sondern auch gesellschaftliche Impulse setzt. In ihrer architektonischen Sprache, ihrer nachhaltigen Technologie und ihrer Offenheit für unterschiedliche Nutzungen verkörpert sie ein Zukunftsmodell.
Für alle.