Projekt Beschreibung
Leitidee
Ziel des Entwurfs ist es, die Chemnitzer Innenstadt durch einen kompakten, allseitig zugänglichen Baukörper neu zu aktivieren und gleichzeitig einen großzügigen, urbanen Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Die geplante Multifunktionshalle wird als eigenständiger, identitätsstiftender Solitär entwickelt, der sich bewusst von den Grundstücksgrenzen zurückzieht. Daraus resultieren weitläufige Platz- und Grünflächen für sportliche wie informelle Nutzung – ein offener Stadtbaustein mit Raum für Bewegung, Begegnung und Erholung.
Der Baukörper ist rundum begehbar, seine umlaufende Überdachung schafft Zonen des Übergangs und Witterungsschutzes. Der Entwurf verzichtet auf eine monolithische Blockbildung und gliedert die Nutzungen in zwei klar definierte Volumen: den Hauptbau als multifunktionale Arena und den reaktivierten Bestandsbau an der Straße der Nationen 23. Letzterer wird in den unteren zwei Geschossen für öffentliche und geschäftliche Nutzungen erschlossen – ein bewusster Akt der Ressourcenschonung und städtebaulichen Kontinuität.
Städtebauliche Einbindung
Der Hauptbau ist nordseitig an der Käthe-Kollwitz-Straße positioniert und orientiert sich an der historischen Bauflucht der früheren Theaterbauten, die für den Neubau weichen. Im Vergleich zur umgebenden Bebauung ist er niedrig gehalten und fügt sich so maßstäblich in das Stadtbild ein. Die räumliche Gliederung lässt im Osten, Süden und Westen großzügige Freiflächen entstehen, die als urbaner Park mit Sportangeboten, Aufenthaltszonen und durchlässigen Wegen ausformuliert sind.
Zwei neue Achsen strukturieren das Gebiet: eine Nord-Süd-Achse vom Stadthallenpark zum Theaterplatz, wo die bestehende Passage in der Brückenstraße 10, erweitert und durch Shop- und Showroom-Nutzungen aktiviert wird und eine Ost-West-Achse entlang der Fassade des Hauptbaus. Die Adressbildung erfolgt über mehrere Eingänge – besonders prägnant im Osten durch die neu angelegte Terasse mit Restaurantnutzung im Bestandsbau.
Funktion und Organisation
Die wesentlichen Funktionen der Arena – Spielfläche, Tribünen, Kioske, Sanitärbereiche, Umkleiden und Technik – sind im Hauptbau untergebracht. Die Halle ist als multifunktionales Raumgefüge konzipiert: Die südliche Fassade ist großflächig öffenbar, wodurch ein fließender Übergang zum zentralen Platz entsteht. Der untere Tribünenbereich ist abbaubar, wodurch die Nutzfläche flexibel verdoppelt werden kann. Neben Sportveranstaltungen sind auch Konzerte, Theater, Ausstellungen und Märkte möglich.
Alle Zufahrten, Stellplätze und Lieferwege werden unterirdisch organisiert, um Lärmemissionen zu minimieren und die Freiflächen uneingeschränkt öffentlich nutzbar zu machen. Eine zentrale Fahrradgarage liegt am Schnittpunkt der neuen Wegeachsen, ergänzt durch einen Sharing-Point an der Parteifalte.
Der Bestandsbau nimmt nicht sportgebundene Nutzungen wie Gastronomie, Verwaltung und die Sport-Kneipe auf. Die Integration dieser Programme ermöglicht eine kompakte Organisation des Hauptbaus bei gleichzeitiger Aktivierung eines bisher leerstehenden Gebäudes.
Architektur und Konstruktion
Der Hauptbau wird als Holz-Stahl-Hybrid realisiert. Ein rhythmisch gesetztes Holzgerüst bildet das tragende Rückgrat und hält die innenliegende Tribünenschale. Das darüberliegende Flächentragwerk aus Stahl überspannt die Halle wie eine leichte Haube. Außenstützen führen zu einem markanten Erscheinungsbild und tragen zur Bildung der umlaufenden überdachten Zonen bei.
Auch im Bestandsbau wird das Holzgerüst aufgenommen, um statische Lastreserven zu erhöhen. Den untern beiden Etage endspringend, zieht es sich an der Westfassade hoch und bildet zur Bestandswand hin Wintergärten als energetische Pufferzonen. Außen entstehen Balkone, die auch zur Aufwertung der Wohnungen beitragen. Die so entstehende Rasterstruktur verleiht dem Bestand eine neue gestalterische Ordnung und vermittelt zur Sprache des Neubaus.
Nachhaltigkeit und Freiraum
Die Reaktivierung des Bestandsgebäudes und die kompakte, flächensparende Bauweise sind zentrale Elemente der Nachhaltigkeitsstrategie. Das neue Holztragwerk reduziert den CO2- Fußabdruck, während die weitgehende Entsiegelung des Grundstücks neue Grün- und Retentionsflächen schafft. Der neue Park im Blockinneren ist bewusst als ruhiger, introvertierter Erholungsraum inmitten der dichten Innenstadt gedacht – ein Ort für Bewegung und Rückzug gleichermaßen.
Die Bestandsbäume werden, soweit möglich, erhalten und in die Freiraumgestaltung integriert. Die Platzflächen sind vielfältig bespielbar – u. a. durch einen Skatepark, offene Sportfelder sowie flexibel nutzbare Aufenthaltsbereiche.
Schlussbemerkung
Der Entwurf schafft ein Gleichgewicht zwischen gebauter Präsenz und städtebaulicher Offenheit. Er nutzt die städtische Dichte, ohne sie zu verstärken, und antwortet auf das Leitmotiv des Wettbewerbs – „Upgrade + Connect“ – mit einer Architektur, die verbindet, aktiviert und den öffentlichen Raum in den Mittelpunkt stellt.


